BNP Wert und NT-ProBNP (2024)

BNP und das artverwandte NT-proBNP tauchen auf vielen Laborzetteln im Rahmen von Blutuntersuchungen auf. Beide Parameter gelten als “Insuffizienzmarker”, denn sie reagieren sensibel auf eine Überbelastung des Herzens und sind daher hauptsächlich in Zusammenhang mit der Herzinsuffizienz von Bedeutung. Doch auch aufgrund von anderen Krankheiten können sich diese Werte verändern.

Wofür steht BNP und NT-ProBNP?

BNP steht für Brain Natriuretic Peptide oder zu deutsch: Natriuretisches Peptid aus dem Gehirn (Synonym: B-Typ Natriuretisches Peptid). Es handelt sich dabei um ein aktives Hormon im Körper. NT-ProBNP hingegen (N-terminales proBNP) ist ein inaktives Spaltprodukt, was bei der Bildung von BNP anfällt. Dabei ist der Name etwas irreführend, denn BNP kommt vor allem in den Muskelzellen der Herzkammern vor. Die Namensgebung ist auf die Erstentdeckung des Moleküls in Schweinegehirnen zurückzuführen.

Funktion

In funktioneller Hinsicht handelt es sich bei diesem Hormon um einen neuroendokrinen Mechanismus zur Beeinflussung des Herz-Kreislauf-Systems. Wie die Wirkung (fast) aller natriuretischen Peptide, hat BNP das Ziel, über folgende Stellschrauben den Blutdruck zu senken:

  • Hemmung des RAAS-Systems
  • Senkung des peripheren Gefäßwiderstands
  • Steigerung von Diurese & Natriurese

Die Bildung von BNP erfolgt nicht kontinuierlich, sondern lediglich bei der Einwirkung von Dehnungs- und Scherkräften auf die Kardiomyozyten. Auf diesen Reiz hin wird zunächst Prä-proBNP (134 Aminosäuren lang) gebildet. Durch eine cotranslationale Abspaltung (von 26 Aminosäuren) entsteht daraufhin proBNP. Daraus entsteht wiederum durch proteolytische Spaltung das zirkuläre BNP (32 Aminosäuren) sowie das inaktive NT-proBNP (76 AS).

Die Halbwertszeit von BNP beträgt rund 20 Minuten. Die von NT-proBNP hingegen liegt zwischen ein und zwei Stunden. Damit ist letzterer Marker zwar deutlich stabiler im Blut, jedoch ist die Ausscheidung stark abhängig von der Glomerulären Filtrationsrate (GFR) der Niere.

Wann bestimmt man BNP Wert und NT-ProBNP?

Die Bestimmung dieser beiden Werte erfolgt hauptsächlich in Zusammenhang mit der Herzschwäche (Herzinsuffizienz). Dabei geht es etwa um Diagnostik, Ausschlussverfahren, Verlaufs- und Therapiekontrollen und Prognose- beziehungsweise Risikoabschätzungen. Letzteres ist zum Beispiel sinnvoll bei Patienten/-innen mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie etwa Diabetikern/-innen.

Des Weiteren werden BNP und NT-ProBNP auch zur Diagnostik bei einer Angina pectoris herangezogen, denn sie geben Hinweise darauf, ob das ursächliche Problem eventuell in Herz oder Lunge liegt. Demnach kann man bei einer Lungenembolie anhand der Werte eine Einschätzung zur Rechtsherzschwäche als mögliche Komplikation erhalten.

Schließlich werden diese Parameter auch nach Herztransplantationen und zur Therapieüberwachung bei potenziell herzschädigenden Medikamenten (zum Beispiel Anthrazykline oder Trastuzumab in der Krebstherapie) verwendet.

Normwerte

Die Normwerte für beide Parameter sind wie folgt festgelegt:

  • BNP Wert < 35 pg/ml
  • NT-proBNP < 125 pg/ml

Interpretation: Normal im Sinne, dass eine Herzinsuffizienz sehr unwahrscheinlich ist.

Allerdings sind beide Werte nicht nur alters-, sondern auch geschlechtsabhängig. Die Normbereiche für NT-proBNP für die verschiedenen Gruppen zeigt die folgende Tabelle.

Alter Frauen Männer
18 – 44 Jahre < 130 pg/ml < 86 pg/ml
45 – 54 Jahre < 249 pg/ml < 121 pg/ml
55 – 64 Jahre < 287 pg/ml < 210 pg/ml
65 – 74 Jahre < 301 pg/ml < 376 pg/ml
ab 75 Jahre < 738 pg/ml < 486 pg/ml

Werte bei Verdacht auf Herzinsuffizienz

Liegt der klinische Verdacht auf eine Herzinsuffizienz vor, so gelten zur Diagnostik andere Normbereiche. Treten typische Symptome einer Herzschwäche (Atemnot, Müdigkeit, Beinödeme) innerhalb kurzer Zeit auf, so besteht der Verdacht auf eine akute Herzinsuffizienz. Die Wahrscheinlichkeit lässt sich dann wie folgt abschätzen:

  • Akute Herzinsuffizienz sehr unwahrscheinlich bei BNP < 100 pg/ml oder NT-proBNP < 300 pg/ml
  • Akute Herzinsuffizienz wahrscheinlich bei BNP ≥ 100 pg/ml oder NT-proBNP ≥ 300 pg/ml

Vermutet man hingegen eine chronische Herzschwäche (Symptome haben sich innerhalb von Monaten und Jahren entwickelt), entsprechen die Werte den zuvor erwähnten Normwerten.

Achtung! Zur Diagnose nicht ausreichend!

BNP und NT-proBNP reichen als alleiniges Kriterium für die Diagnose einer Herzinsuffizienz nicht aus! Dafür müssen erst noch weitere Untersuchungen, vor allem ein Herzultraschall, erfolgen.

Wann sind BNP und NT-ProBNP erhöht?

Bei einer Herzschwäche kommt es in Folge eines Blutrückstaus zu einer Druckerhöhung im Herzen, was zu einem Anstieg von BNP und NT-proBNP führt. Im Rahmen einer Niereninsuffizienz hingegen kann die Ausscheidung des Spaltprodukts NT-proBNP beeinflusst sein und sich dementsprechend erhöhen. Weitere mögliche Ursachen erhöhter Werte sind:

  • Herzinfarkt
  • Bluthochdruck
  • Vorhofflimmern
  • Koronare Herzkrankheit
  • Herzklappenerkrankungen
  • Verdickter Herzmuskel (Krankheits- oder Leistungssportbedingt)
  • Lungenembolie
  • Pulmonale Hypertonie
  • Diabetes
  • Hyperthyreose
  • Schlaganfall
  • Sepsis
  • Leberinsuffizienz
  • Einnahme von Betablockern
  • Körperliche Belastung kurz vor Blutentnahme

Wann sind BNP Wert und NT-ProBNP erniedrigt?

Prinzipiell können beide Parameter nicht zu niedrig sein, denn es existiert kein unterer Grenzwert. Allerdings können die Messwerte in bestimmten Situationen niedriger ausfallen, als es zu erwarten wäre. Dies ist etwa der Fall bei Adipositas oder bei Therapie mit bestimmten Medikamenten (ACE-Hemmern, Diuretika und weitere).

Was tun bei erhöhten Werten?

Ein erhöhtes BNP oder NT-proBNP ist oftmals ein Warnzeichen, dass man sich mehr um seine Herzgesundheit kümmern sollte. Ein Rauchstopp, körperliche Aktivität und eine Ernährungsumstellung (viel Obst & Gemüse, wenig Salz & tierische Fette) können zum Absinken der Parameter führen.

Bei manifesten Krankheiten steht natürlich primär die Behandlung der ursächlichen Grunderkrankung (wie Diabetes, Hypertonie, Niereninsuffizienz) im Vordergrund. Zum Teil können Medikamente zur Regulation von Blutdruck und Herzfrequenz oder zur Herzentlastung zum Einsatz kommen.

Sind die Werte aufgrund einer Herzinsuffizienz erhöht, so kommen in medikamentöser Hinsicht zum Beispiel ACE-Hemmer, Neprilysin-Inhibitoren, Betablocker, Mineralocorticoid-Antagonisten, SGLT2-Inhibitoren und Diuretika zum Einsatz.

BNP Wert und NT-ProBNP (2024)
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